Lehrwerke
Eine Einführung und grundlegende Gedanken
2. Bestandteile und ihre Funktion
Das Lehrbuch, manchmal auch Kursbuch, Schülerbuch, Lernerbuch oder Hauptbuch genannt,bildet zusammen mit dem Arbeitsbuch und dem Lehrerhandbuch den Kern desLehrwerks. Manchmal bestimmt der Einsatz dieser drei Lehrwerkkomponenten die Aktivitätenim Klassenzimmer/Kursraum, manchmal sind sie eine Quelle neben anderen.Lassen Sie sich nicht verwirren: Bei manchen Lehrwerken werden Lehrbücher und Arbeitsbüchergetrennt als separate Bücher verkauft, bei manchen sind beide in einemBand integriert. Das erklärt, warum es Lehrwerke für den Bereich A1 bis B1 gibt, die auszwei oder drei Bänden bestehen, und Lehrwerke, die z.B. aus fünf Bänden bestehen: Einegrößere Zahl von Bänden bedeutet oft, dass dort die Arbeitsbücher integriert sind.Dann gibt es in der Regel auch noch CDs oder Hörmaterialien oder Videos im Internet,Wortschatztrainer, Grammatiktrainer, Arbeitsblätter, Kopiervorlagen zum Herunterladen,Online-Übungen oder digitales Material für ein interaktives Whiteboard.
Im Laufe der Zeit sind Lehrwerke immer komplexer geworden, d. h. sie haben mehr undmehr Teilkomponenten bekommen. Dies ist nicht zuletzt eine Nebenwirkung der Digitalisierungvon Lehr- und Lernmedien. So gibt es zu den printgeleiteten Lehrwerken nichtnur immer mehr digitale Komponenten, sondern häufig auch eine digitale Variante.
Die ersten digitalen Komponenten waren CDs mit Grammatikübungen. Beim LehrwerkPasswort Deutsch wurden dann erstmals auf der Verlagshomepage zu jeder Lektion zusätzlicheÜbungen oder auch inhaltliche Erweiterungen, z.B. durch Fotogalerien, angeboten.Inzwischen haben viele Verlage ein breites Portfolio an digitalen Komponenten:Zusätzlich zu den Lehrwerken gibt es Online-Tests, interaktive Online-Übungen und Vokabelpakete.Die Lehrwerke gibt es als Varianten für interaktive Tafeln und Tablets, alsVariante für Moodle oder auch für andere Lernplattformen (z.B. BlinkLearning). Die zuden Lehrwerken gehörenden Video- und Audiomaterialien werden auf DVD, als Downloadoder in einer Augmented-Reality-App angeboten.
Dieser Begriff stammt ursprünglich nicht aus der Verlagswelt. Bei Augmented Realitywerden der physischen Realität virtuelle Elemente hinzugefügt, es kommt also zu einererweiterten (engl. augmented) Realität. Das Spannende an dieser Sache ist, dass im Kopfdes Nutzers die beiden Welten zusammenkommen und wie in einem Raum existieren.Wer Mitte der 2010er-Jahre auf eine Gruppe von Menschen traf, die auf ihr Handy starrtenund sich für den Betrachter eher seltsam verhielten, erlebte das erste sehr populäreAuftreten von Augmented Reality, die Jagd nach Pokémons.
Bei der Verwendung von Augmented Reality im Zusammenhang mit Lehr- und Lernmedienwerden neue Wege beschritten, wie das Material zu den Nutzenden kommt.Wer mit seinem Smartphone die Seite eines Lehrwerks scannt und auf eines der Iconsklickt, kann Lernmaterial in Form von Audio- oder Videodateien abspielen. Dies bedeutetzunächst einmal, dass die Lernenden auf eine sehr elegante Weise zusätzliche Informationenbekommen und dass eine Vielzahl von Materialien aufgerufen werden kann, zumBeispiel ein Dialog, eine Grammatikübung usw. Diese Technik hat Potenzial, denn mankönnte sich vorstellen, dass der gesamte Prozess der Individualisierung des Lernens überdiese Technik vorangetrieben wird. Aktuell muss man allerdings festhalten, dass zunächstauf diese Weise nur Material geliefert wird, das nicht unbedingt besser oder schlechter istals Material, das auf traditionelle Weise vertrieben wird.
Zusammen sollen Lehrbuch und Arbeitsbuch
- den Spracherwerb steuern,
- in bestimmte Themen einführen,
- dabei den passenden Wortschatz und die landeskundlichen Informationen liefern,
- grammatische Phänomene und Redewendungen präsentieren,
- Material zum Üben anbieten,
- Kommunikationsanlässe liefern,
- den Erwerb der Aussprache anleiten,unterschiedliche Arbeits- und Sozialformen vorschlagen und unterschiedliche Textsortenenthalten,das Sprechen, Schreiben, Lesen und Hören und das Zusammenspiel dieser Fertigkeitenfördern,
- den Lernenden Hinweise anbieten, wie sie ihr Wissen überprüfen können.
Die Rolle, die die Komponenten Lehrbuch und Arbeitsbuch dabei spielen, ist allerdingsunterschiedlich. Von einem Lehrbuch erwartet man generell, dass es die wesentlichenInhalte, das heißt die Themen, den Wortschatz, die Redemittel und die sprachlichen Strukturen, die man einführen will, vorgibt. Es stellt damit die Grundlage für den Unterricht dar.
Das Arbeitsbuch kann hingegen unterschiedliche Funktionen haben: Manchmal liefert es vor allen Dingen Material für die Einzelarbeit zu Hause; manchmal muss es stärker in den
Unterricht integriert werden, da es – gemäß der Konzeption des Lehrwerks – das Lehrbuchergänzt und ein notwendiger Bestandteil für den Unterricht ist. In beiden Fällen geht man aber davon aus, dass im Arbeitsbuch im Vergleich zum Lehrbuch stärker geübt oder wiederholt wird und dass die Einführung von Neuem eher im Lehrbuch erfolgt. Da Arbeitsbücher unterschiedlich gestaltet sein können, lohnt es sich, vor der Einführung eines neuen Lehrwerks darüber nachzudenken, wozu man sie einsetzen möchte.