Lernstrategien für Lern- und Arbeitsgruppen
➡ Peer-Feedback
❓ Vier Augen sehen besser als zwei!
Essenzielle Teile eines Studiums bestehen in der Regel aus einer bestimmten Tätigkeit: das Schreiben von (wissenschaftlichen) Texten in vielen Farben und Formen. Dazu zählen nicht nur Seminar-, Haus- oder Abschlussarbeiten, sondern auch Aufgabenlösungen oder andere ähnlich Arbeitsergebnisse. Ein Feedback darauf erhältst du normalerweise eher ausschließlich von deinen Dozierenden und dieses ist oftmals nur an ganz bestimmten Stellen während des Erstellungsprozesses vorgesehen.
Eine andere Möglichkeit bereits vor einer Abgabe eine Rückmeldung zu erhalten, lernst du im Folgenden kennen: das sogenannte Peer-Feedback bzw. Peer-Assessment.
🎯 Lernziele
Nach Bearbeitung dieses Learning Nuggets kannst du...- ...skizzieren, was die die Peer-Feedback-Methode umfasst und welche Vorteile sie für dich bietet.
- ...beschreiben, wie Peer-Feedback angewendet werden kann.
🧠 Peer-Feedback
[1] Was ist Peer-Feedback
In der Regel wirst du dem Peer-Feedback bei einer Veranstaltung im Rahmen deines Studiums begegnen, bei der du und ein Mitstudierender sich gegenseitig Rückmeldung zu Texten, Aufgabenlösungen oder auch Lernergebnissen geben sollen. Das passiert oftmals anhand von vorher festgelegten Kriterien.
[2] Wie kannst du Peer-Feedback selbst anwenden?
Bei dieser Strategie nach Harris & Graham (1999) arbeiten du und genau ein anderer Mitstudierender zusammen. Bestenfalls arbeitet ihr beide an einem vergleichbaren Text. In einem ersten Schritt wird der Text inhaltlich überarbeitet (Revision) und erst in einem zweiten Schritt formal korrigiert.
Hinweis: Das hier vorgestellte Verfahren für die Revision eignet sich vor allem für kürzere Texte. Bei längeren Arbeiten empfiehlt es sich, Schritt 1 ggf. wegzulassen. Mit Schritt 2 kann dann die Diskussion (Schritt 4) eingeleitet werden. Eine andere Möglichkeit ist, dass nur ein Teil des Textes vorgelesen wird (z. B. die Einleitung).
Revision (Inhalt)
- A (= der:die Autor:in) liest seinen:ihren Text laut vor. P (= Peer) hört zu und liest mit.
- P berichtet A, worum es im Text geht, und erläutert, was ihm:ihr am besten gefällt.
➔ Rollentausch: Schritte 1+2 wiederholen.
- B liest den Text von A und gibt zu folgenden Punkten Rückmeldung:
- Gibt es irgendetwas, was noch nicht klar ist?
- Gibt es Stellen, die noch weitere Ausführungen benötigen?
- Unverständliche Stellen werden mit einem "?" markiert.
- P macht mindestens 3 Vorschläge zu Textstellen, die A noch mehr ausführen könnte, und notiert die Vorschläge direkt im Text.
- P diskutiert mit A die Vorschläge.
- A überarbeitet auf dieser Grundlage den Text.
Korrektur (Formales)
- A+P lesen und korrigieren ihre eigenen Texte. Für die Korrektur empfiehlt sich ein gestaffeltes Vorgehen: Zuerst wird die Wortschreibung sowie die Groß- und Kleinschreibung kontrolliert, in einem zweiten Durchgang die Zeichensetzung.
- Die Texte werden ausgetauscht und die fremden Texte korrigiert.
- A+P diskutieren die Korrekturen zusammen.
[3] Was solltest du beim Feedbackgeben allgemein beachten?
Das Feedback, das du an die Leistung eines Mitstudierenden gibst, sollte
- sachlich und konkret sein.
- verbesserungsorientiert sein, aber auch bereits gut gelungene Aspekte aufzeigen.
- entweder in Stichwörtern oder in ganzen Sätzen formuliert werden.
- entweder beschreibend* oder bewertend** sein.
* gibt Auskunft über die Wirkung einer Leistung und ist wertungsfrei
** soll Urteile anhand des Vergleichs der Arbeitsleistung mit einem Kriterienkatalog abgeben und im Anschluss Änderung vorschlagen
[4] Vorteile von Peer-Feedback
Dadurch, dass du Peer-Feedbacks mit Mitstudierenden durchführst, kannst du unter anderem…
- …zentrale Kompetenzen erwerben (Analyse- und Evaluationskompetenz, soziale Kompetenzen),
- …die Wirkung deiner eigenen Leistung durch die Beobachtungen als Peer-Reviewer:in besser einzuschätzen lernen (z.B. hinsichtlich der Wirksamkeit und Verständlichkeit von Texten),
- …ein vertieftes Verständnis über die Merkmale einer gelungenen Leistung entwickeln (z. B. was ein gutes Protokoll ausmacht)
❗ Das solltest du dir merken!
Unter Peer-Feedback versteht man eine Feedbackmethode, bei der sich gleichrangige Studierende (=Peers) gegenseitig Rückmeldungen (Anregungen, Kritik) auf ihre Leistungen (z.B. Seminararbeit, Präsentation, Interpretation, Protokoll, Video, Unterrichtsplanung) geben.
Die Methode hat unter anderem den Vorteil, dass dabei ein vertieftes Verständnis für einerseits die Bewertungstätigkeit von Dozierenden auf der einen Seite und ein vertieftes Verständnis über Merkmale eines guten Textes auf der anderen Seite entwickeln kann.
🤔 Jetzt bist du dran – Wie gut weißt du über Peer-Feedback Bescheid?
🔗 Reflexion
Versuche demnächst, wenn ihr im Rahmen einer Veranstaltung zum Beispiel für eine Lernaufgabe einen Text schreiben müsst, mit einem Mitstudierenden die hier aufgeführte Strategie zum Peer-Feedback selbst anzuwenden!
📚 Quellen / Weiterführende Informationen
- Cho, K., & MacArthur, C. (2011). Learning by reviewing. Journal of educational psychology, 103(1), 73–84. https://doi.org/10.1037/a0021950
- Harris, K. R., & Graham, S. (1999). Making the writing process work: Strategies for composition and self-regulation (2. Aufl.). Brookline Books.
- Huisman, B., Saab, N., van den Broek, P., & van Driel, J. (2018). The impact of formative peer feedback on higher education students’ academic writing: a Meta-Analysis. Assessment and Evaluation in Higher Education, 44(6), 1–18. https://doi.org/10.1080/02602938.2018.1545896
- Peer-Feedback: Studierende beurteilen sich gegenseitig Seite 1 von 6. (o. J.). Uni-graz.at. Abgerufen 31. Juli 2022, von https://static.uni-graz.at/fileadmin/digitales-lehren-und-lernen/Dokumente/Peer-Feedback.pdf
- Textwirkung überprüfen: Peer-Feedback. (o. J.). Zentrumlesen.ch. Abgerufen 31. Juli 2022, von https://www.schreiben.zentrumlesen.ch/stud_textwirkung_ueberpruefen_peer_feedback.cfm