Lernpräferenzen

Website: Moodle-Kursserver der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Kurs: ELMEB-Kurs "Lernen" für das "Digital Learning Kit"
Buch: Lernpräferenzen
Gedruckt von: Gast
Datum: Montag, 13. Januar 2025, 10:50

➡️ Lernförderliche Einrichtung des Heimarbeitsplatzes




❓ Dein Schreibtisch – Epizentrum deines Lernerfolgs?

Es ist außerordentlich schwierig und anstrengend, sich der inneren und äußeren Ablenkungen voll bewusst zu werden; doch nur durch das Verstehen ihrer Natur und ihrer Wirkungsweise und nicht, indem man sie ablehnt, findet man jene umfassende Konzentration.

– Krishnamurti

An kaum einem Ort verbringen Studierende während ihres ihres Studiums mehr Zeit als hier – am eigenen Schreibtisch. Wahrscheinlich wirst auch du dich dort auf deine Prüfungen vorbereiten, dir Texte durchlesen, aber auch Aufgaben aus deinen Vorlesungen und Seminaren bearbeiten.

Umso wichtiger ist hierbei zu erkennen: Was macht diesen Ort zu einem solchen, der dich möglichst gut in deinem Lernprozess unterstützen kann?




🎯 Lernziele

Nach Bearbeitung dieses Learning Nuggets kannst du...
  • ...Aspekte einer einer lernförderlichen Arbeitsumgebung benennen.
  • ...einordnen, welche Aspekte einer lernförderlichen Arbeitsumgebung du für sich selbst umsetzen kannst.


🧠 Störfaktoren für deine geistige Leistungsfähigkeit

Für einen gelingenden Lernprozess ist es ungemein wichtig, dass du bevor du diesen beginnst, du dir Gedanken darüber machst, welche äußeren Bedingungen deine Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit über kurze oder längere Frist stören könnten. Um diese zu minimieren oder ganz ausschalten zu können, ist es wichtig, dass du weißt, worin solche in erster Linie nur unbewusst wahrnehmbaren Störfaktoren eigentlich bestehen.


🚫🎧 Lernen und Musik hören: Lieber trennen
Viele tun es gerne, vielleicht hörst auch du gerne Musik während du lernst oder für dein Studium arbeitest. Auch wenn viele Studierende meinen, sie wären in der Lage auf diese Art Multitasking zu betreiben, unterliegen sie doch einem Irrtum: Multitasking besteht eigentlich in der Fähigkeit zwischen unterschiedlichen Anforderungen schnell wechseln zu können. Während eines derart fokussierten Vorgangs wie dem Lernen raten Forschende jedoch vom Musikhören ab, da es unnötig Aufmerksamkeit bindet.

Akustische Störungen sollten auf die wirklich unvermeidbaren, wie Außenlärm, Vogelgezwitscher oder ähnliches beschränkt werden.


🔦 Licht an!
Im Falle der visuellen Störfaktoren heißt das No-Go: zu wenig oder falsches Licht. Folgende Tipps kannst du zur Ausleuchtung deines Arbeitsbereichs beachten:

  • Lampen sind bei Rechtshändern rechts und bei Linkshändern links anzubringen
  • Sie sollten in Höhe und Leuchtbereich verstellbar sein
  • Eine Lampe sollte den Arbeitsbereich möglichst gleichmäßig ausleuchten können
  • Wenn Tageslicht verfügbar ist, sollte es am besten von links oder von vorne eintreffen


🥵🥶 Der schmale Grat zwischen Erfrieren und Verbrennen
Gerade die Hitzephasen im Sommer fallen vielen Studierenden ganz ungelegen in ihre Vorbereitungsphasen auf Prüfungen. Allzu bekannt ist wohl die Erleichterung und auch der spürbare Zuwachs an Konzentration, wenn nach Abklingen wieder normale Temperaturen herrschen. Bei den meisten Menschen liegt eine solche „Wohlfühltemperatur“ zwischen 18 und 23°C. Diese Temperatur ist – wenn deine Präferenz nicht außerhalb dieses Bereichs liegt – auch für dein Arbeitszimmer empfehlenswert.

Ebenso wichtig ist frische Luft, um den Kopf sinnbildlich „freizubekommen“. Sofern es die Umstände zulassen, ist es empfehlenswert, dass du 2-3-mal pro Tag in deinem Arbeitsraum stoßlüftest.


📵 Trenne Arbeit und Freizeit auch an deinem Schreibtisch
Die Bestimmung des Ortes liegt schon im Namen begraben: Der Arbeitsplatz. Für deinen Lernprozess ist es sehr vorteilig, wenn du Dinge, die mit deiner Freizeit oder lernfremden Dingen zu tun haben von dort verbannst. Das hat einen wichtigen Grund – die optische Trennung von beidem bewirkt, dass sich dein Bewusstsein dann besser auf jeweils nur einen der beiden Bereiche konzentrieren kann.

Folgende Tipps kannst du hierfür unter anderem beachten:

  • Ein Arbeitsplatz sollte möglichst keine persönlichen Gegenstände beinhalten, sondern nur Arbeitsmaterialien
  • Es sollten bei Text-Lektüre nur diejenigen Bücher offen sein, die zum Zeitpunkt des Lernens auch tatsächlich benötigt werden
  • Besonders essen sollte man möglichst an einem anderen Ort als dem Arbeitsort und das auch am besten zu Zeiten, in denen du nicht gleichzeitig lernst (Stichwort falsches „Multitasking“)




❗ Das solltest du dir merken!

  1. 🚫🎧 Vermeide (vermeidbare) akustische Störungen wie Musikhören während du arbeitest.
  2. 🔦 Platziere deine Lampen so, dass sie deinen Schreibtisch gleichmäßig ausleuchten. Wenn du die Möglichkeit hast, unterstütze deine Lampen mit Tageslicht.
  3. 🥵🥶 Sorge dafür, dass du an deinem Arbeitsplatz regelmäßig lüftest und sich die Temperatur dort zwischen 18 und 23°C bewegt.
  4. 📵 Verbanne lernfremde Dinge von deinem Arbeitsplatz.



🤔 Jetzt bist du dran – Wie gut weißt du über die Einrichtung deines Arbeitsplatzes Bescheid?





🔗 Reflexion

Gestalte nun deinen eigenen Arbeitsplatz anhand der Tipps, über die du gerade gelesen hast! 

Wenn du weitere Inspiration dazu benötigst, sieh dir gerne die folgende Slideshow einmal an.




📚 Quellen / Weiterführende Informationen

➡️ Neurale Fokus- und Ruhephasen




❓ To be distracted, or not to be distracted, that is the question

Folgende Situation könnte dir bekannt vorkommen: Während du eigentlich lernen solltest, beschäftigst du dich mit vielen Dingen - nur nicht mit dem Lernstoff an sich. Du schaust ein interessantes YouTube-Video, führst eine angeregte Diskussion mit deiner Mitbewohnerin oder räumst dein bereits sauberes Zimmer nochmal zur Perfektion auf.

An diesen Punkt gelangen die meisten Studierenden von Zeit zu Zeit. Wieder zu konzentriertem Lernen zurückzugelangen scheint schwierig. Eher jagt dann eine Ablenkung die nächste.

Doch wie kannst du aus diesem Kreislauf ausbrechen? Dazu gibt zwei Ansätze, die Lernexperten empfehlen. Der erste besteht darin… 

  • die Ablenkung zu verdrängen und sich voll und ganz auf ein Thema zu konzentrieren, 🙉
  • der zweite darin, die Ablenkung tatsächlich anzunehmen. 👂

Doch welchen der beiden solltest du befolgen?



🎯 Lernziele

Nach Bearbeitung dieses Learning Nuggets kannst du...
  • ...neurale Fokus- und Ruhephasen unterscheiden.
  • ...bewerten, welche Bedeutung neurale Fokus- und Ruhephasen für einen Lernprozess beinhalten.


🧠 Konzentriertes vs. diffuses Denken

Beide Ansätze zur Überwindung von Ablenkungen stimmen mit den beiden Modi übereinstimmen, die dein Gehirn zur Verarbeitung von Informationen verwendet: konzentriertes und diffuses Denken. Der eine Modus ist nicht dem anderen vorzuziehen. Beide Modi sind lediglich unterschiedlich. Zu verstehen, was beide beinhalten, gibt dir die Chance, wieder produktiv zu werden, wenn du denn einmal im Kreislauf der Ablenkungen feststeckst.

Werfen wir also einmal einen genaueren Blick auf konzentriertes und diffuses Denken.




Was ist konzentriertes Denken?

Konzentriertes Denken ist, wie der Name schon sagt, konzentriert! Mit anderen Worten, du konzentrierst dich mit Laserpräzision auf eine bestimmte Aufgabe, zum Beispiel aufs Lernen. Du verwendest fokussiertes Denken, wenn du dich wirklich auf etwas konzentrierst, sei es beim Durcharbeiten eines Textes oder einem Gespräch mit einer Person, die dir sehr wichtig ist.

Fokussiertes Denken ist ein hochgradig aufmerksamer Geisteszustand, bei dem dein Gehirn alles in seiner Macht tut, alle unwichtigen und von außen eintreffenden Informationen zu ignorieren. Aus diesem Grund ist es die bevorzugte Methode zum Lernen (und Auswendiglernen) von wissensintensiven Themen.

Wenn wir uns in unserem fokussierten Denkmodus befinden, ist es, als würden wir uns nur auf die Sache konzentrieren, um die es geht. Ganz gleich, ob du eine bestimmte Fähigkeit wie Gitarre spielen übst, oder dich durch ein bestimmtes fachliches Problem im Studium quälst, konzentriertes Denken ermöglicht es dir, dich direkt auf die relevantesten Informationen zu konzentrieren.





Was ist diffuses Denken?

Beim diffusen Denken auf der anderen Seite wird nicht auf eine bestimmte Sache fokussiert. Es betrachtet vielmehr das "große Ganze" - die Sichtweise aus hoher Flughöhe auf eine Aufgabe, ein Thema oder ein Problem. Diffuses Denken entsteht, wenn du deinen Gedanken freien Lauf lässt und zufällige Verbindungen herstellst, die für Kreativität unerlässlich sind. Dies ist nicht auf eine bestimmte Region des Gehirns beschränkt, sondern geschieht überall. Das ist das Schöne am diffusen Denken: Dein Gehirn hat die Möglichkeit, alle Informationen außerhalb der begrenzten, hyperfokussierten Sichtweise in Betracht zu ziehen.

Normalerweise wenden wir diffuses Denken an, wenn wir Aufgaben erledigen, die nichts mit Arbeit zu tun haben, z. B. wenn wir duschen oder joggen gehen. Aber während wir bei der Arbeit oder beim Lernen am häufigsten fokussiert denken, liegt dein größtes Kreativpotenzial und Problemlösungskompetenz im diffusen Denkmodus.

Aus diesem Grund kann eine Pause vom Lernen oder ein "Schlaf darüber" tatsächlich zu wichtigen Durchbrüchen führen. Während dein bewusster Geist entspannt ist, ist dein Gehirn in der Lage, eine kreative Lösung für ein Problem zu finden oder Ideen zu verknüpfen, die dir bisher entgangen sind.

Diffuses Denken kann zum Beispiel während den folgenden Aktivitäten stattfinden:




Welcher der beiden Modi ist also besser?

Forschende teilen die Meinung, dass es nicht der richtige Weg ist, zwischen den beiden Ansätzen zu wählen, sondern vielmehr der, zwischen fokussiertem und diffusem Denken zu wechseln, um die größte Wirkung zu erzielen.



❗ Das solltest du dir merken!

  1. Wechsle zwischen fokussiertem und diffusem Denken hin und her. 
    Ganz gleich, ob du versuchst, ein komplexes Problem zu lösen oder ein unbekanntes Konzept zu erlernen: Beginne mit fokussiertem Denken, um das Problem oder das Konzept zu definieren, und wechsle dann zu diffusem Denken, um das Problem oder Konzept im Unterbewusstsein weiter zu verarbeiten und tiefer zu verankern.

  2. Mache mehr Pausen. 
    Fokussiertes vs. diffuses Denken kann dich daran erinnern, dass es manchmal am besten ist, im Angesicht einer großen Herausforderung nochmal "eine Nacht drüber zu schlafen" und dein Unterbewusstsein daran arbeiten zu lassen. Dies lässt sich zum Beispiel auf Spaziergänge, spielerische Aktivitäten und Ruhemomente in deinem Arbeitsprozess anwenden, damit du besser zwischen den beiden Denkmodi wechseln kannst.

  3. Ein Lernprozess besteht nicht nur aus reinem Fokus.
    Auch trivial scheinende Aktivitäten wie Sport machen, Musikhören, Spazierengehen oder ähnliches sind Teile eines gelingenden Lernprozesses.



🤔 Jetzt bist du dran – Wie gut weißt du über neurale Fokus- und Ruhephasen Bescheid?




🔗 Reflexion

Um neben dem fokussierten Denken auch diffuses Denken gezielt in deinen Lernprozess miteinfließen zu lassen, setze nun gezielt Arbeits- und Pausenphasen in deinem Arbeitsprozess!

Das funktioniert zum Beispiel mit der 🍅 Pomodoro-Methode, über die du, wenn du Zeit hast, im untenstehenden Video mehr erfahren kannst.



📚 Quellen / Weiterführende Informationen