Lernen lernen – Grundlagen

Website: Moodle-Kursserver der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Kurs: ELMEB-Kurs "Lernen" für das "Digital Learning Kit"
Buch: Lernen lernen – Grundlagen
Gedruckt von: Gast
Datum: Mittwoch, 15. Januar 2025, 00:44

➡️ Lernstrategien




❓ Lernen lernen - ist es wichtig zu wissen, wie das geht?

Viele Studierende gestalten ihren eigenen Lernprozess seit jeher sehr intuitiv und allgemein ohne wenig Hintergedanken, wie dieser möglichst effizient ablaufen kann. Alte Muster aus der Schulzeit werden einfach weiter übernommen und dienen dann, obwohl die Umgebung in der Hochschule eine doch sehr andere ist, weiter als Strategien für die Nachbereitung von Vorlesungen oder die Prüfungsvorbereitung. Dabei bleiben viele Studierende unter ihrem Potenzial, weil sie sie sich mit der Frage wie Lernen eigentlich wirklich funktioniert, noch nicht beschäftigt haben.

Findest du dich vielleicht in dieser Beschreibung wieder? Dann kannst du im Folgenden etwas über Lernstrategien erfahren, was diese sind, was sie für einen Lernprozess wichtig macht und welche unterschiedlichen es eigentlich gibt!


🎯 Lernziele

Nach Bearbeitung dieses Learning Nuggets kannst du...

  • ...beschreiben, was der Begriff „Lernstrategie“ bedeutet.
  • ...kognitive, metakognitive und Ressourcenmanagement-Lernstrategien unterschieden.


🧠 Was Lernstrategien sind und warum du sie brauchst

[1] Was genau sind eigentlich Lernstrategien?

Lernstrategien sind Handlungspläne dafür, wie du dein eigenes Lernen bzw. deinen Lernprozess anhand eines bestimmten Lernziels steuerst. Dabei wendest du nicht nur Strategien, von denen du weißt, wie sie funktionieren und ablaufen, bewusst an, sondern verwendest auch solche ganz unbewusst, die du dir über die Zeit hinweg selbstständig angeeignet hast.

Und dabei erfüllen Lernstrategien einen sehr wichtigen Zweck: Wenn die richtigen Lernstrategien angewendet werden, haben sie das Potenzial deine Leistung beim Lernen stark zu verbessern. Durch sie kannst du Informationen besser aufnehmen und verarbeiten und machst dadurch den ganzen Prozess des Lernens für dich selbst weniger aufwändig und müheloser. Lernstrategien, die du über lange Zeit angewendet und verinnerlicht hast, bilden sich langsam, aber stetig zu einer Routine aus.

 

[2] Welche Arten von Lernstrategien gibt es?

Wenn du an konkrete Lernstrategien denkst, kommen dir vielleicht ein paar aus deiner Schulzeit in den Kopf, die du dort bereits einmal verwendet hast: Texte wiederholt lesen, Passagen mit dem Textmarker anstreichen, bestimmte Wörter und Sätze auswendig lernen. Lernstrategien gehen aber tatsächlich noch weiter als die reine Beschäftigung mit dem Lernstoff!

Im Folgenden wirst du drei Arten von Lernstrategien kennenlernen.


(a) Kognitive Strategien 🧠

Alle Strategien, die beinhalten, wie du Informationen verarbeitest, gehören zu den sogenannten kognitiven Strategien. Dazu gehören…



(b) Metakognitive Strategien 📅

Diese zweite Gruppe von Strategien schwebt sinnbildlich über der den kognitiven Strategien. Wenn du deinen Lernprozess an sich überwachst, planst oder regulierst, verwendest du sie. Dazu gehört unter anderem, dass du für einen jeweiligen Lernkontext die passende Strategie aussuchst.

 

(c) Ressourcenmanagement 🖼

Die dritte und letzte Art der Lernstrategien findet dann Anwendung, wenn du für deinen Lernprozess möglichst förderliche Rahmenbedingungen schaffst. Dazu gehören…




[3] Welche Lernstrategie sollte man nun wann verwenden?

Diese Frage kann nicht ganz einfach beantwortet werden: Für jeden Lernstoff und jedes Format an Aufgaben fällt sie leicht anders aus. In vielen Fällen wirst du jedoch gleich auf mehrere Lernstrategien gleichzeitig zurückgreifen müssen: Kognitive, metakognitive und Strategien des Ressourcenmanagements bedingen sich stets gegenseitig.




❗ Das solltest du dir merken!

Lernstrategien sind Handlungspläne dafür, wie du dein eigenes Lernen bzw. deinen Lernprozess anhand eines bestimmten Lernziels steuerst, die du (un)bewusst anwendest. Dadurch, dass du die richtigen Lernstrategien zur richtigen Zeit anwendest, kann sich dein Lernerfolg spürbar steigern.


Lernstrategien lassen sich in drei Arten einteilen:

  • (a) kognitive Strategien

Informationsverarbeitung (u. a. Vorwissen aktivieren und mit neuem Wissen verknüpfen, Lernstoff auf dessen Kernaussagen konzentrieren)

  • (b) metakognitive Strategien

Überwachung, Planung und Regulierung der kognitiven Lernstrategien

  • (c) Strategien des Ressourcenmanagements

u. a. Stecken eigener Lernziele, gesunder Schlaf oder sinnvolles Zeitmanagement



🤔 Jetzt bist du dran – Wie gut weißt du über Lernstrategien Bescheid?




🔗 Reflexion

Die Inhalte in den Einheiten 2, 3 und 4 – die unten verlinkt sind – drehen sich alle um konkrete Lernstrategien derjenigen Arten, die du gerade kennengelernt hast.

Informiere dich über die folgenden Links zu den weiteren Einheiten im Modul "Lernen" über konkrete Lernstrategien und wie sie funktionieren!


Einheit 2: Lernpräferenzen
Einheit 3: Lernstrategien für individuelles Lernen
Einheit 4: Lernstrategien für Lern- und Arbeitsgruppen


📚 Quellen / Weiterführende Informationen

➡️ Das Drei-Speicher-Modell




❓ Ist dir das auch schon passiert?

Dein Schädel brummt, du hast das Gefühl, dir nichts Zusätzliches mehr merken können? An die Dinge, die du erst ein paar Wochen zuvor in einer Vorlesung gehört hast, kannst du dich bereits fast gar nicht mehr erinnern?

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Dann hilft das Drei-Speicher-Modell, dir zu verstehen, was in deinem Gehirn vor sich geht! Es erklärt dir, wie dein Gedächtnis funktioniert und kann dir helfen zu verstehen, wie du besser lernen kannst.



🎯 Lernziele

Nach Bearbeitung dieses Learning Nuggets kannst du...

  • ...die drei Komponenten des Gedächtnisspeichermodells (Ultrakurzzeitgedächtnis, Arbeitsgedächtnis, Langzeitgedächtnis) beschreiben.
  • ...einordnen, was diese drei Komponenten für den Lernprozess bedeuten. 


🧠 Welche Aufgaben haben die 3 Gedächtnisarten?

[1] Ultrakurzzeitgedächtnis


Das Ultrakurzzeitgedächtnis (kurz: UKG) kann man sich als eine Art Filter oder Sieb vorstellen. Über deine Sinneskanäle (👀👂✋👃👄) nimmt dein Gehirn um dich herum sehr viele Informationen gleichzeitig wahr. Müsstest du alle diese Eindrücke gleichzeitig verarbeiten, könnte sich das beispielsweise auf deine Fähigkeit, dich zu konzentrieren, sehr störend auswirken. Glücklicherweise filtert das UKG diese Eindrücke vor.

Trifft ein Sinneseindruck auf das Gehirn, wird dieser bis zu einer Viertelsekunde vom UKG geprüft und dann entweder an das Kurzzeitgedächtnis weitergegeben oder schlicht verworfen. 

Tipp: Das UKG kannst du selbst für deinen Lernprozess positiv beeinflussen! Indem du so wenig wie möglich unnötige Störquellen (z. B. Lärm, Musik, zusätzliche Bildschirme) um dich herum zulässt, die du über deine Sinneskanäle aufnehmen würdest, kannst du deine Fähigkeit, dich zu konzentrieren, stark verbessern. Das UKG muss dann nicht so hart arbeiten.


[2] Kurzzeitgedächtnis / Arbeitsspeicher


Du kennst ihn vielleicht aus deinem Computer: den Arbeitsspeicher. Dort wird eine begrenzte Menge an Daten zwischengespeichert, die der Computer aktiv verwendet und auf die er schnell zugreifen muss. Und tatsächlich gibt es so etwas in deinem Gehirn auch!

Das Kurzzeitgedächtnis (kurz: KZG) kann die Informationen, die du etwa gesehen, gehört oder gefühlt hast, ca. 15-20 Minuten behalten, bevor diese entweder a) ins Langzeitgedächtnis übertragen werden oder b) vergessen werden. Das KZG richtig zu beeinflussen, ist in deinem Lernprozess besonders wichtig, denn es kann gleichzeitig nur 7±2 Elemente aufrechterhalten.


[3] Langzeitgedächtnis


Die sprichwörtliche Festplatte unter den Gedächtniskomponenten stellt das Langzeitgedächtnis (kurz: LZG) dar. Weil es schier unbegrenzt Informationen behalten kann, dient es dazu Informationen potenziell lebenslang zugänglich zu machen. Damit der "Speichervorgang" von KZG zu LZG auch funktioniert, musst du strategisch vorgehen. Das schaffst du dadurch, dass du Informationen mit bereits in deinem Gehirn vorhandenem Vorwissen (sehr gut funktionieren Bilder oder Begriffe) verknüpfst. Dadurch können Informationen besser verarbeitet bzw. abgerufen werden. 

Dadurch knüpfst du dir buchstäblich dein eigenes neuronales Netz im Gehirn, indem du die Verbindungen zwischen den zentralen Schaltstellen, den Synapsen, verstärkst.


❗ Das solltest du dir merken!




🤔 Jetzt bist du dran – Wie gut weißt du über das Drei-Speicher-Modell Bescheid?





🔗 Reflexion

Führe einmal selbst folgendes Experiment zum Kurzzeitgedächtnis durch!




📚 Quellen / Weiterführende Informationen